14.11.1980 Ruinen im Burghof Anbauten vom Zahn der Zeit zernagt Wehrmauererneuerung durch Förderungsprogramm D o l l n s t e i n (kh) "Wilhelm von Reichenau, der berühmte Markt- und Städtebauer des Bistums Eichstätt, der Stifter des Klosters Mariastein, ließ im Jahre 1490 auch um Dollnstein eine Ringmauer mit Festungsgraben aufführen und verlieh dem Markte und der ganzen Umgegend damit Schutz und Zuflucht gegen die gefürchteten Hussiten, die noch vor Jahrzehnten sengend und mordend durch Bayern bis nach Nürnberg gezogen waren. Zwei mächtige Tore am Ein- und Ausgang des Marktes, das eine unmittelbar an der Brücke der Altmühl, wehrten den Eingang in den Markt und verstärkten den Schutz und die Schönheit der ganzen Anlage. Welch unvergesslichen Anblick muss Dollnstein um diese Zeit geboten haben mit seinen Mauern und der hochragenden Burg inmitten des Altmühltals." So beschrieb Pfarrer Johann Pönlein von Dollnstein in seiner 1925 veröffentlichten Ortschronik den längst entschwundenen Anblick des Marktes. Jetzt ist das Landesamt für Denkmalpflege im Verein mit dem Landkreis und der Gemeinde darum bemüht, die noch erhaltenen Reste der Dollnsteiner Marktbefestigung und der einstigen Burg in ihrem Bestand zu sichern. Schon Pfarrer Pönlein stimmte vor 55 Jahren einen bewegenden Trauergesang um die entschwundene Pracht des Ortsbildes an: "Leider ist heute der Edelstein aus dem Ring von Dollnstein heraus gebrochen und zerfallen, die herrliche Burg. Sie wurde im Jahre 1806 verkauft und verschleudert und bis auf die Grundmauern abgebrochen, nachdem sie über tausend Jahre allen Stürmen Stand gehalten und den kahlen Felsen belebt. Von den beiden Tortürmen ist nur mehr der eine erhalten an der Straße gegen Eberswang. Von dort aus ist auch der Blick auf die noch unversehrte, wie in den Tagen des Mittelalters stehende Festung, Graben und Tor von einzigartigem Reiz der Vergangenheit. Das erste der Tore an der Altmühl brannte durch eine Feuersbrunst nieder und wurde nicht wieder aufgebaut." Manches mal haben die Mauern der Bevölkerung Schutz geboten, zuweilen aber mussten sie auch dem Druck der feindlichen Übermacht nachgeben. Nachdem im Jahre 1632 der erste Sturm der Schweden glücklich abgeschlagen war, kamen gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, in der Neujahrsnacht 1647, die geflüchteten Schweden wieder vor die Tore von Dollnstein, hinter die sich auch die Bewohner der Nachbardörfer geflüchtet hatten, doch diesmal konnten die Mauern nicht standhalten: Die Priorin Clara Staiger von Marienstein vermerkte in ihrem Tagebuch: "Es kommt böse Zeitung, dass der Feind in Dollnstein in der heiligen Nacht eingefallen und geraubt und das Vieh und Pferd und alle Nahrungsmittel genommen. Haben also mit viel Sorgen das alte Jahr beschlossen." Um die noch erhaltenen Reste der ehemaligen Wehr- und Burganlagen von Dollnstein zu retten, werden die entsprechenden Maßnahmen aus Mitteln des dritten Fünfjahresplanes für Denkmalpflege des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus bezuschusst. An der Südseite wird derzeit ein größerer Teil des alten Mauerwerks instand gesetzt. Im September wurde bei einem Behördentermin die Wehrmauer im Bereich der ehemaligen Burg eingehend besichtigt. Ihre Renovierung und Instandsetzung, so wurde damals festgestellt, ist nur dann möglich, wenn auch gleichzeitig die an die Mauer angebauten Wirtschaftsgebäude saniert werden. Bei der Besichtigung der ehemaligen Wirtschaftsgebäude wurde deutlich, dass sie einsturzgefährdet sind. Im Fachwerkobergeschoß sind die Balken größtenteils geknickt, die Sparren verfault, die Verbindungen der Holzkonstruktion gelöst. Das Kreisbauamt beabsichtigt, die Gebäude wegen der Einsturzgefahr zu sperren. Unter diesen Umständen sähe sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege genötigt, den Abbruch der ehemaligen Wirtschaftsgebäude in Altmühljurabauweise hinzunehmen. Nach Abbruch der Wirtschaftsgebäude ist die Renovierung der Wehrmauer ohne große Komplikationen durchführbar. Nicht billigen will das Landesamt für Denkmalpflege den Ersatz der Wirtschaftsgebäude durch neue Wohngebäude, da er mit dem Einbau neuer Fenster in die ehemalige Wehrmauer verbunden wäre. Diese Wehrmauer, so argumentiert das Landesamt für Denkmalpflege, würde durch den Einbau neuer Fenster, schwer beeinträchtigt und gestört werden. Die Mauer zeigt noch die alten Schießscharten. Eine sinnvolle Lösung sähe das Landesamt darin, wenn die Gemeinde Dollnstein das Wirtschaftsgebäude erwerben würde. Durch die Eigentumsverhältnisse im Bereich der Wehrmauer werden die Erneuerungsarbeiten zusätzlich erschwert, hier müssen annähernd zwanzig verschiedene Eigentümer unter einen Hut gebracht werden. Diese Besitzaufspaltung geht bereits auf die Säkularisation zurück: Nach Aufhebung des Hochstiftes 1806 wurde die Burg an sieben Bürger auf Abbruch versteigert.
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