31.01.1982 Mittelalterliche Bausubstanz im Dollnsteiner Burghof Datierung durch Dendrochronologie lieferte Beweis Dollnstein (ede) Ein fast sensationelles Ergebnis brachte eine Altersbestimmung der "Wirtschaftsgebäude" der ehemaligen Burg in Dollnstein durch Professor Dr. Josef Bauch von der Universität Hamburg. Wie der Wissenschaftler, ein geborener Dollnsteiner, in einem Schreiben an Bürgermeister Wagner mitteilte, sind diese in der Literatur als "Städel und Kornböden" bezeichneten Gebäude wesentlich älter als bisher angenommen. Während bisher alle Veröffentlichungen davon ausgingen, die Gebäude seien nachträglich an die Wehrmauer, die man auf 1490 datiert, angebaut worden, also im 16.Jahrhundert oder gar noch später entstanden, konnte Dr. Bauch zweifelsfrei nachweisen, dass die Stallungen in ihrer gesamten Bausubstanz bereits im Jahr 1445 errichtet wurden. Da Wirtschaftsgebäude und Wehrmauer in diesem Bereich eine konstruktive Einheit bilden, kann gleichzeitig gefolgert werden, dass der Teil der Ringmauer, der den Burghof umschließt, zur gleichen Zeit entstanden ist, also älteren Datums ist als die Mauer, die den Markt umgibt und nach den Angaben der Historiker 1490 errichtet wurde. Diese halbkreisförmige Burgbewallung sicherte die Burg also auf der dem Marktplatz zugewandten südlichen und .östlichen Seite; an der West- und Nordseite war eine Einfriedung nicht nötig, da hier der Burgfelsen steil abfällt. Den Wall entlang verlief zur zusätzlichen Sicherung ein Graben, der von einer Zugbrücke überspannt wurde, wie die noch erhaltenen Widerlager am Burgtor beweisen. Anzeichen deuten darauf hin, dass sich der Zugang zum Burghof (oder ein zweiter Zugang) an der Westecke des Burgfelsens im Bereich der heutigen Anwesen Hager/Schuster befand. Durch die Forschung von Professor Bauch ist nachgewiesen, dass mit den Gebäuden im "Unteren Burghof" original mittelalterliche Bausubstanz erhalten geblieben ist. Nach der Methode der "Dendrochronologie", die Dr. Bauch anwendet (der EK berichtete vor etwa einem Jahr ausführlich darüber), kann man das Alter von Gebäuden unter bestimmten Voraussetzungen anhand der Jahresringe des verwendeten Bauholzes mit Hilfe eines so genannten "Jahresringkalenders“ bestimmen. Im Juli 1981 hatte Professor Bauch deshalb aus dem Dachstuhl der Burggebäude mehrere Eichenholzproben entnommen und mit Hilfe sorgfältiger Analysen festgestellt, dass die verwendeten Bäume in den Jahren 1442 und 1444 gefällt wurden. „Daraus kann gefolgert werden, dass die Bauzeit dieser Gebäude mit um 1445 sehr genau angegeben werden kann“, schreibt Professor Bauch. Er möchte seine Forschungen für seinen Heimatort auch weiterführen und hofft jetzt, dass bei den derzeit laufenden Sanierungsarbeiten an der Ringmauer um den Markt geeignete Holzstücke, etwa bei den Bauarbeiten eingeputzte Reste von Gerüsthölzern, gefunden werden, mit deren Hilfe sich auch das Alter dieses Abschnittes zweifelsfrei nachweisen ließe. Der Dollnsteiner hat sich bereits in mehreren Sitzungen mit der Erhaltung und Sanierung der baufälligen Wirtschaftsgebäude der Burg befasst, Er hofft, dass es ihm durch das Forschungsergebnis von Dr. Bauch leichter werden wird, die erforderliche Unterstützung der zuständigen Stellen, der Bürger und der Eigentümer sowie entsprechende finanzielle Hilfe zu erhalten, damit dieser kulturelle Wert der Gemeinde bewahrt bleibt
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