22. Januar 1988 Reste eines kulturhistorisch wertvollen Baudenkmals sollen gerettet werden Fragezeichen über Dollnsteiner Burg Marktgemeinderat will noch in diesem Jahr einen Planungsauftrag vergeben
D o l l n s t e i n (jcs) Es ist noch immer nicht geklärt, wie die Zukunft für die kulturhistorisch wertvollen Reste der Dollnsteiner Burg aussehen soll. Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege und der Bürgermeister sowie der Gemeinderat des Marktes sind sich aber einig, dass die noch vorhandenen und in einem erbärmlichen Zustand befindlichen einstigen Wirtschaftsgebäude auf jeden Fall saniert und damit für die Zukunft gerettet werden sollen. Offen ist lediglich noch der Verwendungszweck. Dabei sind Fachleute der Auffassung, dass der mehrteilige Trakt allein schon ein museales Baudenkmal darstelle. Eine zweite Möglichkeit könnte ein Museum mit geologischem Schwerpunkt sein, als dritte Lösung bietet sich einem Expertenurteil zufolge ein Heimatmuseum mit der Präsentation archäologischer Funde aus dem Dollnsteiner Gebiet an. Die Finanzierung ist allerdings noch vollkommen ungeklärt. Bürgermeister Karl Wagner macht seine Zustimmung zum Projekt von der Bewilligung staatlicher Zuschüsse abhängig. Wagner verweist darauf, dass der Markt Dollnstein allein von 1980 bis 1986 für rund eine Million Mark die noch vorhandenen Wehranlagen saniert hat. Neben zahlreichen anderen Aufgaben musste die Kommune obendrein eine neue Teilhauptschule am Rothen Steig für fast fünf Millionen Mark errichten und stellt gegenwärtig den neuen Verwaltungsbau (alte Volksschule) für knapp 1,8 Millionen Mark fertig. Ferner hat die Gemeinde an die 100 000 Mark in den Erwerb der Burg-Wirtschaftsgebäude investiert und etwa 20 000 Mark für eine Notsicherung ausgegeben. Hauptkonservator Architekt Dr. Horst Karl Marschall vom Landesamt für Denkmalpflege machte bei einem Gespräch in Dollnstein darauf aufmerksam, dass seine Dienststelle bereits im April 1983 eine Bezuschussung aus dem Entschädigungsfonds befürwortet hat, um die Reste der Wehranlagen und die Wirtschaftsgebäude zu retten. Auch er meint , "dass ein kleines Heimatmuseum hier möglich wäre". Allerdings wären eine Heizungsanlage und aufwendige Installationsmaßnahmen wegen des Preises nicht zumutbar. Die Denkmalschützer und geschichtsbewusste Dollnsteiner hängen an den Resten der Burg im mittlerweile 601 Jahre alten Markt, weil exakt diese Burg für die Geschichte und damit für die Entwicklung der Gemeinde von großer Bedeutung war. Die Anfänge der Hauptburg sind seit dem elften Jahrhundert nachweisbar. Eine Urkunde verrät, dass die Grafen von Grögling bereits 1096 Burgherren waren; sie nannten sich nach der Inbesitznahme des Schlosses Hirschberg Grafen von Hirschberg. Aus alten Darstellungen ist bekannt, dass ein Mauerwall rings um die Burg ging; er wurde 1401 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist gleichfalls belegt, dass 1445 die heute noch existierenden Wirtschaftsgebäude auf der Innenseite der Mauer hochgezogen wurden. Bauherr war der Eichstätter Fürstbischof Albrecht II. von Hohenrechberg. Er hatte den Markt und die Burg 1440 käuflich erworben. Die sogen. Wirtschaftsgebäude beherbergten den Bauhof; seine Leute bearbeiteten die zur Burg gehörenden Felder und Wiesen. Im einzelnen enthielten die Wirtschaftsgebäude den Rossstall, ein Wagenhaus, zwei Getreidekästen (Lager) und eine Gesindebehausung. Das Alter der Bauwerke konnte exakt bestimmt werden, weil Dr. Josef Bauch 1980 dendrochronologische Untersuchungen (das Alter der Bauhölzer wird anhand der Jahresringe in den Balken ermittelt) durchgeführt hat. Bauch, ein gebürtiger Dollnsteiner, lehrt an der Universität Hamburg und ist ein weltweit anerkannter Dendrochronologe. Die Dollnsteiner Hauptburg wurde im 30jährigen Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen (Jahreswende 1638/39). Trotzdem wohnten die fürstbischöflichen Pfleger (Verwalter) der Burg und des Ortes bis 1736 im Hauptbau. Danach war sie bis zur Säkularisation nur noch das Domizil für untergeordnete Beamte. 1804 hat die damalige toskanische Regierung den Komplex versteigert; sie hatte Dollnstein von 1803 bis 1806 in Besitz. Kurz zuvor hatte der letzte Eichstätter Fürstbischof als Landesherr abgedankt und sich aufs geistliche Amt zurückgezogen. 1804 ersteigerten sieben Dollnsteiner Bürger die Burganlage. Sie schlachteten den Hauptbau auf dem markanten Felsen als Steinbruch aus. Heimatforscher Pfarrer Böheimb bezeichnete 1860 die Burg als „greulich verwüstete Ruine". Er hat festgehalten, dass nur noch an der Westseite (altmühlaufwärts) "bedeutendere Quaderwände“ standen. Seither ist an den Burgresten kaum mehr etwas geschehen. 1987 trat eine Wende ein, als die politische Gemeinde die Gebäudereihe weitgehend in ihren Besitz bringen konnte. Es erfolgte eine Bestandsaufnahme durch Fachleute des Landesamts für Denkmalpflege. Konservator Diplomingenieur Heinz Strehler schrieb in seinem Bericht: "Die Nordseite dieser Wirtschaftsgebäude zeigt im Obergeschoß mit Ständern, Sturz- und Brustriegeln, über die lange, steile Kopfbänder geblattet sind, Konstruktionsmerkmale des 15. Jahrhunderts." Strehler hielt des weiteren fest: „Während der Bauaufnahme stellte sich heraus, dass noch zahlreiche Details der Erbauungszeit angehören. So befinden sich zum Beispiel in der Obergeschoßnordwand noch sogen. Flechtwerkgefache ... Alle ursprünglichen Holzkonstruktionen des Obergeschoßes sind in Eichenholz ausgeführt.“ Nach Strehler ist der Bauzustand an mehreren Stellen sehr bedenklich. Auch er hält ein zügiges Anpacken der Maßnahmen für notwendig.
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