Durch mühselige Überzeugungsarbeit das Ziel erreicht
Peter
Schaaf und Fritz Schleyerbach berichten vor den Dollnsteiner
„Burgfreunden“ von der Rettung eines alten Zehentstadels
Dollnstein(be).Wie es ein
Häuflein engagierter Gleichgesinnter auch gegen erhebliche Widerstände,
freilich auch mit Anfeindungen und leidvollen persönlichen Erfahrungen
schafft, dem Verfall preisgegebene historische Gebäude zu sanieren und neu
zu beleben, das erfuhr eine stattliche Anzahl interessierter Zuhörer auf
einer Informationsveranstaltung des Vereins „Burgfreunde Dollnstein e. V.“
im Laurentiushaus. Auch Bürgermeister Hans Harrer und einige Markträte
nutzten diese Gelegenheit zur Information aus erster Hand.
Peter Schaaf aus Beratzhausen, der erste Referent des Abends, von Beruf
Lehrer, berichtete von der schier abenteuerlichen Rettung des dortigen
Zehentstadels aus dem Jahr 1599. Spannend erzählte er von der Geschichte
des Gebäudes, das bis 1805 dazu diente, die Abgaben an die Landesherrn,
die Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, zu lagern. Später war darin lange Jahre
eine Brauerei untergebracht, und als diese den Betrieb aufgab, wollte der
Besitzer das Gebäude der Gemeinde schenken. Der große Streit begann, als
es der Marktgemeinderat ablehnte, das mächtige Gebäude anzunehmen. Schaaf
sammelte eine kleine Gruppe engagierter Freunde um sich, die sich zum Ziel
setzten, es vor dem Verfall zu retten, zu sanieren und einer neuen
sinnvollen Nutzung zuzuführen. Durch mühselige Überzeugungsarbeit „von
Mann zu Mann“, zahllose Gespräche mit Politikern, prominenten
Unterstützern und Zuschuss gebenden Stellen, vor allem mit dem Landesamt
für Denkmalpflege, gelang es ihnen schließlich, ein positives Votum im
Gemeinderat zu erreichen. Mit Hilfe hoher Zuschüssen, großer
Eigenleistungen in Form von Spenden, aber auch manchmal halsbrecherischer
Arbeit wurde schließlich die Sanierung des riesigen Gebäudes durchgeführt.
Zwei Kurzfilme von Peter Leuschner, die im Bayerischen Fernsehen
ausgestrahlt wurden, vermittelten den Zuhörern einen guten Eindruck von
den damaligen turbulenten Vorgängen in der Marktgemeinde.
Ganz offen zeigte Schaaf auch die Fehler auf, die von ihm und seinen
Freunden bei der Sanierung gemacht wurden, und gerade dieser Teil seiner
Ausführungen kann sich für die weitere Arbeit der Dollnsteiner
„Burgfreunde“ besonders wertvoll erweisen. So wurde deutlich, wie wichtig
es ist, die Bevölkerung über den Zustand der Gebäude zu informieren und
deren Wert bewusst zu machen, um das Wort vom „alten Glump“, das am besten
weggerissen werden sollte, zu entkräften. Entscheidend ist, dass mit
Planung und Durchführung ein Architekt beauftragt ist, der in der
Renovierung historischer Gebäude erfahren ist und sich damit qualifiziert
hat. Besonders darauf achten solle man nach Schaafs Worten, dass der
Gemeinderat vor den Abstimmungen gründliche Informationen über die jeweils
geplante Maßnahme und deren Kosten erhält.
Heute ist der ehemalige Zehentstadel ein viel genutztes „Haus des Gastes“
mit 1000 Quadratmetern Nutzfläche: mit einem großzügigen Empfangsraum,
Bibliothek und Audiothek, Heimatmuseum und noch dazu einem repräsentativen
Sitzungssaal für den Marktgemeinderat. Im größten Raum, dem „Kultursaal“,
der auch für private Feiern gemietet werden kann, finden hervorragende
Konzerte, Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen aller Art statt.
„Solche Veranstaltungen, die in Beratzhausen früher sehr spärlich waren,
sind heute zur Selbstverständlichkeit geworden, und das Kulturleben im Ort
hat einen kräftigen Schub nach vorne erhalten und ist nicht mehr zu
vergleichen mit dem früheren“, so Schaaf. Auch die touristische Bedeutung
dieses und der anderen historischer Bauten in der Marktgemeinde hob er
hervor: „Der touristische Wert eines Ortes steht und fällt mit alten
Gebäuden, und nicht mit Betonbauten“.
Einer der treibenden Kräfte beim Beratzhausener Projekt war auch der
damals in der Presse als „Rebell“ bezeichnete zweite Referent des Abends,
Fritz Schleyerbach. Er war damals nicht nur „Rufer in der Wüste“, sondern
ging durch eine persönliche Spende von 60 000 DM auch mit gutem Beispiel
voran. Der oberpfälzische Landwirt, engagierte Denkmalschützer, Künstler
und Erfinder der „Katharieder Bauernhanddrucke“ zeigte anhand von Dias und
sehr humorvoll auf, wie man mit großem persönlichen, manchmal auch ein
wenig halsbrecherischen Einsatz aus ruinösen Gebäuden Schmuckstücke
machen und sie ohne „Vergewaltigung“ der Bausubstanz auch heute
hervorragend nutzen kann.
Hugo Bittlmayer, der 1. Vorsitzende des Vereins dankte den beiden
Referenten für die zahlreichen Tipps und Anregungen, die sie gegeben und
den Mut, den sie damit den „Burgfreunden“ gemacht hätten. Manche Probleme
seien in Dollnstein harrgenau dieselben, und „warum sollte in Dollnstein
nicht möglich sein, was in Beratzhausen gelungen ist“? Zum Dank
überreichte er Schaaf und Schleyerbach das große Dollnstein-Buch und
kündigte für das Frühjahr eine Informationsfahrt für alle Interessenten zu
den vorgestellten Objekten an.
Fritz Schleyerbach, engagierter Denkmalschützer im Regensburger
Raum |
Peter Schaaf, Motor der Renovierung des Beratzhausener
Zehentstadels |
EK vom Mittwoch,
21.01.2004
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