15.06.2004
Dollnstein (khe) Der Naturpark Altmühltal ist nicht nur wegen seiner Landschaft, sondern auch wegen seiner vielen Burgen ein Tourismusmagnet erster Güte. Auch Dollnstein könnte mit einer Burg aufwarten, wäre da nicht in der Säkularisation vom habsburgischen Großherzog Ferdinand III. 1804 die ihm lästig gewordene Dollnsteiner Burg an sieben Dollnsteiner Bürger veräußert worden. Diese nutzten die Hauptburg auf dem Burgfelsen als Steinbruch zur Errichtung ihrer Häuser und Stallungen.
Unberührt dagegen blieben die Burgstallungen der Vorburg, die als Lagerräume und Wohnungen armer Leute weiter genutzt wurden. Da es jedoch an der Pflege der Objekte fehlte, waren sie immer mehr dem Verfall preisgegeben. 1980 kam es deshalb fast zum Abbruch der Burgstallungen, der aber gerade noch gestoppt werden konnte. 2002 entschloss sich der Gemeinderat, den seit den 80er Jahren schwelenden Sanierungsgedanken voranzutreiben. Es wurde der Regensburger Restaurator Siegfried Mühlbauer beauftragt, der die Untersuchung der einzelnen Bauabschnitte, der Wehrmauer aus dem 12. Jahrhundert und der Gebäude der Vorburg aus dem Jahr 1445 vornahm.
Im Herbst 2003 konstituierte sich dann der Verein "Burgfreund Dollnstein", der sich das Ziel gesteckt hat, dem weiteren Verfall der Burgreste Einhalt zu gebieten, Lösungen einer Sanierung zu erarbeiten, nach Nutzungsmöglichkeiten zu suchen, die späteren Pflegemaßnahmen zu begleiten und vor allem Verständnis für den Erhalt der baufälligen Gebäude bei der Bevölkerung zu wecken. Bei einer Führung durch die historischen Gebäude im November 2003 verstand es Restaurator Mühlbauer, bei den mehr als 100 Interessierten Aufmerksamkeit für die bauliche und kulturhistorisch wertvolle Bedeutung der in Bayern einmaligen Objekte zu wecken. Mit den einzelnen Bauelementen und Handwerksfertigkeiten der mittelalterlichen Bauten wie den verschiedenen Wandbaumaterialien, den Putzschichten, den Balkenverzahnungen und den nachgewiesenen Farbschichten belegte er wissenschaftlich die chronologischen Entstehungszeiten der Bauwerke. "Gebäude sind wie ein Geschichtsbuch, man muss nur daraus lesen können", erklärte Mühlbauer.
Auch Dr. Egon Johannes Greipl, Bayerns Generalkonservator und Chef des Landesamtes für Denkmalpflege, bestätigte in seinem Vortrag die Einmaligkeit der Dollnsteiner Vorburggebäude, für deren Erhalt zur Wahrung der Identität und nicht zuletzt auch als künftige touristische Attraktivität er dringendst appellierte. "Mit jedem Denkmal das stirbt, stirbt Einmaliges und Unersetzliches", war eine seiner Kernaussagen.
Dass das "alte Gschlump", wie es manche Mitmenschen oberflächlich bezeichnen, aber durchaus noch einen Wert für die Nachwelt hat, beweist die Aktion, die Restaurator Mühlbauer derzeit in zwei Tagesführungen mit je 15 Studenten eines "Masterlehrganges für Denkmalpflege" an der Universität Bamberg in den historischen Vorburggebäuden durchführt. Die Studenten und teilweise ausgebildeten Architekten, die ihre zukünftige Tätigkeit in der Denkmalpflege suchen wollen, erfahren von Mühlbauer in anschaulicher Weise, welche Techniken und Materialien die damaligen Baumeister bei der Erstellung ihrer Bauobjekte anwandten. Sie lernen verschieden Mauerverputze, spezielle Holzverbindungen im Mauerwerk- und Dachgebälk unterscheiden. Dabei versteht es Mühlbauer mit gezielt gestellten Fragen den Wissenstand seiner Lehrgangsteilnehmer zu testen und wo nötig zu ergänzen. Sinn der Aktion ist es, die alten Techniken nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und für spätere Sanierungen zu bewahren.
Dass eine Sanierung mehr als überfällig ist, zeigt der erbärmliche Zustand der lange vernachlässigten Relikte aus mittelalterlicher Zeit. "Es ist spät, aber nicht zu spät für eine Sanierung", mahnte Dr. Greipl bei seinem Referat zur Burgvorhofsanierung.