27.07.2006
Entstehung der Burg zeitlich gut einzuordnen
Gemeinderäte  informieren sich über den Stand der Ausgrabungen
 
Dollnstein (khe)  Archäologe Dr. Mathias Hensch informierte vor Beginn der Sitzung die Mitglieder des Dollnsteiner Gemeinderats über die bisherigen Erkenntnisse der  Grabungen an der Burgmauer.  Die drei drei Grabungsstellen hätten wichtige Hinweise zur Bau- und Siedlungsgeschichte geliefert, aufgrund derer der bisherige Erkenntnissstand revidiert werden müsse, betonte Hensch. Die irrtümlich als Vorburg oder Burgstallung bezeichneten Gebäude sind seiner Überzeugung nach Teil der Dollnsteiner Hauptburg gewesen. Anhand der Analysen von Tonfundstücken aus dem Früh- und Hochmittelalter, aber auch durch die eindeutigen Baustile lässt sich die Entstehung der  Burg zeitlich gut einordnen. Menschliche Kulturspuren fanden die Wissenschaftler aus der Steinzeit, dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert, der Keltenzeit, der Merowinger- und Salierzeit und dem Hochmittelalter. Bemerkenswert war dabei die Entdeckung zweier Öfen zur Eisenschmelze, eine Silbernadel aus der Römerzeit und diverse Tonfragmente aus den verschiedenen mittelalterlichen Zeitabschnitten. Die Aufmerksamkeit der Archäologen erweckten ferner Eisenschlacke aus den Schmelzöfen, ein Teilstück einer tönernen Luftdüse aus einem Schmelzofen zur Verhüttung von Eisenerz sowie diverse Knochenstücke, vermutlich aus den Abfällen der Burgküchen. Nach Meinung von Dr. Hensch wurden ursprünglich repräsentative Bauten teilweise abgerissen und in die heute noch bestehende Ringmauer integriert.  Auf dem Burgfelsen selbst vermutet der Fachmann wegen der geringen Baufläche möglicherweise nur einen Burgfried mit kleineren Anbauten. Burgbauten auf schmalen Felsrücken seien erst ab dem 13. Jahrhundert  nachweisbar. Die Bauten der  Hauptburg dagegen sind  wesentlich älteren Datums. Die richtige Vorburg vermutet Hensch unter dem heutigen Marktplatzareal. Bei der weiteren Führung im Inneren der Hauptgebäude zeigte der Archäologe die  verschiedenen Bauabschnitte auf. Am Eingang zum Burginnenhof machte er insbesondere auf die Einzigartigkeit des Kammertores im Durchgangsturm aufmerksam. Tore dieses Typs und in diesem guten baulichen Zustand seien in Südbayern eine wahre Rarität, wie Hensch  betonte. Bei weiteren noch vorgesehenen Grabungen im Gebäudeinneren erhofft sich der Archäologenoch wichtige Aufschlüsse über die Geschichte der Burg.
 

Die Gemeinderäte ließen sich über die bisherigen Erkenntnisse der Grabungen
unterrichten. Links im Bild der Grabungsleiter Dr. Mathias Hentsch.
(Text und Bild: H. Kröplin)