Ofenanlage im Schatten der Burgmauer gibt den Archäologen
noch Rätsel auf
Dollnstein weist dichte Siedlungsspuren seit
vorgeschichtlichen Zeiten auf
Dollnstein
(baj) Der
erste Teil der archäologischen Grabungskampagne an der Dollnsteiner Burg ist
abgeschlossen. Zuletzt beschäftigte noch ein etwas mysteriöser Ofen im
Schatten der Burgmauer die Archäologen. Er könnte aus dem 13. Jahrhundert
stammen, schätzt Grabungsleiter Dr. Mathias Hensch. Seine Überreste messen
in der Länge 1,80 Meter und in der Breite 1,60 Meter. Es handelt sich um
einen Kuppelofen aus Weidengeflecht. Das Pflanzwerk wurde innen und außen
mit Lehm bestrichen und durch die Hitze hart verziegelt. Sogar ein flacher
Stein kam zum Vorschein, auf dem Schmelzgut in einem Gefäß abgestellt worden
sein könnte. Aber welches? Glas, vielleicht, mutmaßt Hensch, der dafür
allerdings keine Beweise in Händen hält. Abfallprodukte sind bislang
jedenfalls nicht aufgetaucht. Nur eines ist sicher: Zur Eisenverhüttung
diente dieser Ofen nicht.
Was die Sache noch spannender macht: Unter den Mauerresten dieser Ofenanlage
kam ein vielleicht sogar behauener Stein zum Vorschein, der eine
vorgeschichtliche Grube abdeckte. Hensch und seine Mitarbeiterin, die Vor-
und Frühgeschichtlerin Ines Buckel, schauten auch hier genauer nach. Sie
fanden eventuell aus der Bronzezeit stammende Keramik und - etwas Besonderes
- eine gut erhaltene Geweihaxt. Das harte Horn diente zur Bearbeitung von
Holz. Die Axt weist Nutzungsspuren auf und ist im Gebrauch zerbrochen. Ein
weiteres Indiz für eine dichte und intensive Besiedelung des Raumes bereits
in vorgeschichtlicher Zeit.
Insgesamt zeigt sich Hensch ausgesprochen zufrieden mit dem bisherigen
Verlauf der Grabungen. "Es hat sich gezeigt, welches historische Potenzial
hier im Boden steckt." Oft sind es nur Kleinigkeiten, aus denen die
Fachleute weit reichende Schlüsse ziehen können. Eine Hand voll
Pfostengruben deuten auf Holzbebauung hin, die sich sehr nahe am Fluss
befunden haben muss. Wie weitere Siedlungsgruben beweisen, ist einst der
Grundwasserspiegel niedriger gewesen als heute.
Raffiniert war die Technik der mittelalterlichen Baumeister der Burg, die
der Archäologe beschreibt. Sie setzten ihr Fundament auf Schwemmsand,
nachdem sie den Untergrund, gewachsenen Fels, ihren Bedürfnissen angepasst
hatten. Sie erreichten dies durch Feuer, das den Fels spröde machte
und sich dann leichter zuhauen ließ. An das Fundament wurde anschließend
eine massive Lehmwand angeschüttet. Auf diese Weise dichteten die Baumeister
damals das Fundament gegen Feuchtigkeit ab.
Ihren
Teil zur Grabung leisteten auch die Burgfreunde, mit denen die
Zusammenarbeit hervorragend geklappt hatte, wie Hensch hervor hob. Auch das
Zusammenwirken mit der Gemeinde sei außerordentlich gedeihlich. Gleichzeitig
sei der Nutzen für Dollnstein groß. "Die Archäologie ist die einzige
Möglichkeit, mehr über den Ort zu erfahren", bekräftigt Hensch, der sich
auch als Dienstleister für die Gemeinde und die Region versteht. "Wir
erschließen ein Stück Geschichte, aus der die Gemeinde Identität schöpfen
kann."