17.10.2007

Hochmodernes Gerät vermisst alte Burg

Laser-Scanner ermöglicht virtuellen Rundgang / Jedes Detail ist erkennbar

Von Josef Bartenschlager

Dollnstein (EK) Der Kasten ist gelb, auf einem Stativ montiert und sieht recht unscheinbar aus. Doch der Schein trügt: Bei diesem Hightech-Gerät handelt es sich um einen Laser-Scanner, der gerade die Dollnsteiner Burg Quadratzentimeter für Quadratzentimeter vermisst, kartiert und fotografiert.

Bei diesem Projekt, einem der größten in Bayern, arbeiten die Firmen geoKultur-Kontor und Geo-Konzept zusammen. Dr. Rainer Tredt von geoKultur-Kontor ist für die konzeptionelle Erarbeitung des in der Burg geplanten Museums beauftragt und hatte die Idee, den jetzigen Zustand des Gemäuers festzuhalten. In früheren Zeiten hätte das per Hand mit einem immensen Zeitaufwand auf Millimeterpapier geschehen müssen; und eine räumliche Darstellung wäre praktisch nicht möglich gewesen.

In dieser Situation wandte sich Tredt an Geo-Konzept mit Sitz in Adelschlag, die auf Laser-Scanner spezialisiert ist und die Hardware vertreibt. Tatsächlich war das Unternehmen kurzfristig bereit, die Vermessungen zu übernehmen. Diplom-Geograf Johannes Kutschera machte einige Probescans; und nachdem diese positiv ausgefallen waren, wurde es ernst.

Zunächst legten Tredt und Kutschera eine Reihe von Messpunkten fest, an denen der Scanner positioniert wird. Jeder Raum und jedes Stück Mauer wird von mehreren Standorten aus vermessen, um wirklich jeden Punkt darstellen zu können. Sogar aus luftiger Höhe agierte Kutschera, damit er das Dach auch von oben erfassen konnte.

Das Gerät ist in der Lage, 360 Grad-Scans zu machen. Außerdem ist es für Detailmessungen genauso geeignet wie FÜR Gesamtaufnahmen. Das gewählte Raster liegt bei ein bis zwei Zentimeter. Notfalls könnte jeder Stein einzeln dargestellt werden. In der Burg ist nun jede Ecke, jede Mauerfuge und jedes bauliche Detail darstellbar. Laserscans an sich sind nichts Ungewöhnliches mehr. „Das wird auch von der Unesco gemacht, wenn sie ein Bauwerk zum Weltkulturerbe erklärt“, bemerkt Tredt. Auch der Eichstädter Residenzplatz wurde teilweise von Geo-Konzept schon gescannt. Was das Dollnsteiner Projekt heraushebt, ist seine schiere Größe. Dass ein so großes Gebäude von innen und außen lasertechnisch erfasst wird, dürfte bayernweit fast einmalig sein, schätzt Tredt.

Er schlägt mit den Scans gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Die verschiedenen Details, Besonderheiten und Bauphasen bleiben dokumentiert, auch wenn sie später wieder unter Putz liegen. Ein Fundus auch für künftige Forscher. Mauerdicken, die Lage der Dachsparren, Verstrebungen, Stützpfeiler aus dem 19. Jahrhundert, alles ist aus verschiedenen Perspektiven ganz klar erkennbar. Das Programm kann einzelne Räume darstellen, eine einzelne Ecke des Raumes oder die gesamte Ansicht. Für den laufenden Baufortschritt bekommt der planende Architekt wichtige Informationen. Aber auch für die Ausstellung selbst sind die Vermessungen von großem Nutzen. Denn da das Gerät nicht nur vermisst, sondern gleichzeitig auch fotografiert, werden virtuelle Rundgänge durch die alte Burg möglich werden. Tredt ist froh, dass die Zusammenarbeit mit Geo-Konzept geklappt hat. „Wir stehen nicht in irgendeiner Burg“, verdeutlicht der Planer, „das ist keine 08/15-Sache und muss der Bedeutung angemessen auch hochwertig bearbeitet werden.“

„Hightech trifft Hightech“, bemerkt der Archäologe Dr. Mathias Hensch, der gerade vorbei kommt. Denn was die Baumeister der Burg geleistet hätten, wäre ebenfalls Hightech gewesen, gemessen an den damaligen Möglichkeiten.


Diplom-Geograf Johannes Kutschera von der Firma Geo-Konzept bringt den Scanner in Position. Um seine Möglichkeiten nutzen zu können, ist ein hohes Maß an Wissen und Erfahrung nötig.