Die Rußkuchl
Kochen
in vergangenen Zeiten
Als in der Burg Dollnstein im Jahr 2003
bauhistorische Untersuchungen durchgeführt wurden, stellte
man fest, dass mit der dritten Bauphase, also spätestens
1572, im Westteil der Burgstallung eine Wohnung eingerichtet
wurde. Dort hat sich eine Küche erhalten, die die
Veränderungen dieses Raumtyps über die Jahrhunderte hinweg
widerspiegelt. Die auch für den Laien erkennbaren Teile
stammen aus der Zeit ab der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Damals entstand die Küche in ihrer heutigen Form.
Kennzeichen für die Zeit bis ins mittlere 19. Jahrhundert,
oft auch noch später, ist die Anlage als „Schwarze Küche“,
auch „Rußkuchl“ genannt. Darin wurde über einem gemauerten
Herdblock gekocht. Die Pfannen wurden in geschmiedete
Gestelle eingehängt, wenn sie nicht selbst mit Füßen als
Dreibein ausgestattet waren. Der Rauch zog in einen über
dem Herd gelegenen Rauchabzug, der erhalten und auf
kräftigen Holzbalken aufgelagert ist. Der Begriff „Schwarze
Küche“ rührt daher, dass der Rauch sich oft auch im Raum
verteilte und an Decke und Wänden niederschlug. Kennzeichen
dieser Küchen ist, dass sie in der Regel kaum belichtet
waren und lediglich der Feuerschein den Raum erhellte. Von
der Küche aus wurde der Ofen in der benachbarten Stube
beheizt, so dass diese selbst rauchfrei blieb. Die
Schüröffnungen sind vermauert erhalten.
Die Rußkuchl vor der Sanierung |
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die
so genannten „Russischen Kamine“ auf. Sie entsprechen
grundsätzlich unseren heutigen Kaminen, waren also rundum
geschlossen und damit einerseits feuerbeständiger,
andererseits effektiver als die offenen Rauchabzüge.
Zunächst wurden daran die Öfen angeschlossen, mit der
Entwicklung moderner Herde dann auch die Kocheinrichtungen.
In Dollnstein entstand zunächst ein gemauerter „Sparherd“,
in den ein Wasserbehälter eingelassen war. Die Kochfelder
bestanden bereits aus einer Gussplatte mit mehreren Größen
an Ringen, um die unterschiedlich großen Töpfe und Pfannen
einzuhängen. Auf den älteren Herdblock setzte man einen
Backofen, der in den russischen Kamin entraucht. Der
gemauerte Herd dürfte endgültig kurz nach 1900 aufgegeben
worden sein. Damals wurde ein „Sparherd“ aus Gusseisen
aufgestellt.
Im 19. Jahrhundert wurde aus der Küche ein
Ausgang zum Garten an der Altmühl geschaffen. Damit verlor
der Raum seine bedrückende Dunkelheit, Kennzeichen eines
reinen Funktions-raumes, der mit den heutigen Vorstellungen
von Küchen als Wohnräume nichts gemein hat.
An den Wänden der Küche finden sich noch
einige interessante Details, so zum Beispiel ein Löffelbrett
und ein Pfannenhalter, nützliche Einrichtungen zur
ordentlichen Aufbewahrung der Küchenutensilien. Ein weiteres
typisches Küchenmöbel war der „Schüsselrahmen“. Darin
wurden die irdenen, also getöpferten Gegenstände aufgehoben.
Text: Hans-Heinrich Häffner - Ulrich Heiß
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