Besitzergeschichte                                                                                              Sanierung

Beschreibung der Burg
 



Luftbild der Burganlage. Die ovale Anlage der "zweigeteilten" Kern-burg zu beiden Seiten des Burgfelsens ist deutlich zu erkennen.
                                                                   Foto: Hager/Hoedt


Bild oben: Historische Topographie im Urkataster des 19. Jh.

Bild rechts: Auf dieser Aufnahme aus den 1920er (?) Jahren ist auf der Mauer neben dem eingefallenen Turm an der Südwestecke des Marktes (heute "Ulerturm") deutlich der Zinnenkranz des 14. Jahr-hunderts zu erkennen, welcher auch bei der Sanierung der Burg-stallungen "wiederentdeckt" wurde. Er beweist, dass die Burg vor den Anlage des Marktes ehedem auf beiden Seiten des Felsens lag.

Die frühmittelalterliche Niederungsburg

Die Anlage mit eine gleichmäßig ovalen Grundriss von etwa 90 x 60 m entstand beiderseits des langgestreckten Schlossfelsens im südwestlichen Winkel der spätmittelalterlichen Befestigung des Inneren Marktes.
 Wie die archäologischen Grabungen im Zuge der Sanierung zeigten, war sie ursprünglich die eigentliche Dollnsteiner Burg und kann als "Kernburg" bezeichnet werden. Mit ca. 0,56 ha Grundfläche fügt sie sich gut in die Größenordnungen anderer Dynasten- und Ministerialenburgen des Hochmittels in Bayern ein.
Ihr Zentrum nimmt die markante Felsbank ein, welche eine maximale Ausdehnung von ca. 82 x 19 m hat und nach Südwesten und Nordosten verhältnismäßig schmal ausläuft. Ihr zu Füßen lag an beiden Längsseiten die im Wesentlichen bis heute lokalisierbare Niederungsburg mit zwei Bereichen:

·       Ihr erster Bereich Im Südosten, auf der Altmühlseite, wurde von der hochmittelalterlichen Ringmauer begrenzt. Hier bildete das gut erhaltene Kammertor mit anschließendem Vortor den Zugang.

·       Der zweite Bereich dieser Niederungsburg auf der gegenüber liegenden nordwestlichen Längsseite der Felsbank (ím "Winkel") ist dagegen kaum mehr im Baubestand erhalten, ist aber, vor allem auf Luftaufnahmen auch heute noch gut zu erkennen.


Diese Kernburg auf beiden Seiten Felsens dürfte darüber hinaus auch über eine Vorburg verfügt haben, die ein wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftsbetriebes Burg war. Archäologisch ist diese Vorburg bislang unbekannt.  Sie schloss wohl in den Bereichen um den heutigen Marktplatz und die Kirche St. Peter und Paul an. Die Öffnung der Kammertores der Hauptburg nach Osten spricht dabei für dessen Anschluss an die Vorburg.

 Die hoch- und spätmittelalterliche Oberburg
 

Mauerreste der Höhenburg auf dem Felsen

Entstehung

Wann mit der Errichtung der Oberburg auf dem Felsen begonnen wurde, ist archäologisch nicht erforscht und kann nur vermutet werden. Sicher folgten auch die Dollnsteiner Burgherren noch in romanischer Zeit,  wohl schon im 11, spätestens aber im 12. Jahrhundert der allgemeinen „Mode“, auf markanten Erhebungen steinerne Bauten zu errichten, die einerseits ihnen und ihrem unmittelbaren Gefolge als wehrhafter Wohnsitz dienen konnten, andererseits zugleich aber auch repräsentative Standes- und Statussymbole waren. In Dollnstein war der durch die Erosionsarbeit von Altmühl und Urdonau entstandene Felsen inmitten des Dollnsteiner Talkessels wie geschaffen für die Errichtung einer Höhenburg, noch dazu deshalb, weil es sich ja um kein grundsätzlich neues Areal handelte; lag er doch inmitten der bisherigen Kernburg und ermöglichte es, auf einfache Art „mit der Zeit zu gehen“ und die Niederungsburg mit der neuesten „Errungenschaft“ einer Höhenburg zu „krönen“.

Aussehen

Da diese Burg im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde und archäologische Grabungen bisher nicht möglich waren, kann man über das Aussehen und die Entwicklung der Höhenburg nur aus spärlichen Überresten und schriftlichen Quellen Erkenntnisse gewinnen.

Nach Lage der Dinge sind in  diesem Zusammenhang vor allem zwei Abbildungen relevant:


Wandfresko von 1418 in der Frauenkirche ("Kapell") Heideck

- ein Wandfresko in der Frauenkapelle in Heideck aus dem Jahr 1418, auf dem die Burgen abgebildet sind, die sich damals im Besitz der Herren von Heideck befanden, darunter auch die Burg Dollnstein,
- eine Zeichnung des Zimmermanns Joseph Ruf aus dem Jahr 1835. Er kannte als Dollnsteiner die Burg von Kindheit an, erlebte ihre allmähliche Demontage und zeichnete, wohl in der Absicht, das Aussehen der Burg für die Nachwelt festzuhalten, aus der Erinnerung oder nach alten Vorlagen einen Grund- und Aufriss der Anlage auf dem Felsen, der in der Pfarrchronik  der Jahre      1921 - 32 des historisch sehr interessierten Pfarrers Johann Baptist Pöhnlein erhalten blieb. Für die Genauigkeit der Zeichnung spricht auch, dass Ruf seinem Grundriss sogar eine Maßstabsleiste hinzufügt hat.

Zeichnung von Joseph Ruf 1835   - Auf riss und Grundriss
Maßstabsleiste in Bayer. Fuß (29,186 cm)

Überraschend ist auch die Ähnlichkeit der Heidecker Abbildung mit der bildlichen Darstellung im ältesten Siegel des Marktes, von dem Abdrücke seit 1406 bekannt sind und auf das auch das Wappen des Marktes zurückgeht.
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Linkes Bild: Abdruck des ältesten Marktsiegels
Auch das Wappen der Gemeinde Dollnstein (rechtes Bild) zeigt das Typar Bergfried, Palas und Treppentum.

Der Burgenforscher Helmut Rischert hat anlässlich der 600-Jahrfeier der Markterhebung Dollnsteins im Jahr 1987 zusätzlich umfangreiche schriftliche Quellen ausgewertet und konnte so zusammen mit der Zeichnung Rufs ein ziemlich klares Bild vom Aussehen der Höhenburg vor dem Abbruch und, im Vergleich mit dem Heidecker Fresko von 1418, auch von der baulichen Entwicklung der Höhenburg gewinnen.

Danach bestand diese um 1800 aus drei Gebäuden, die sich unmittelbar über dem Steilabfall des Felsens erhoben, Satteldächer trugen und durch Mauern miteinander verbunden waren.

  • Im Norden lag ein offensichtlich teilweise abgetragener, nahezu quadratischer Steinbau, in dem wohl der Stumpf des ehemaligen Bergfriedes, also des wohl zeitlich ersten und wichtigsten Baus, erhalten war.
  • Das mittlere dreigeschossige Gebäude stand mit der Giebelseite zum Marktplatz. In ihm ist wohl der Wohnhaus („Palas“) der romanischen Burg zu sehen. Es trug einen Dachreiter mit einer kleinen Glocke. Das obere Stockwerk war wohl nicht ausgebaut (oder für Ruf nicht mehr identifizierbar), im Untergeschoß befand sich in einem Raum mit einem Kreuzgewölbe die Küche; daneben lag die Speisekammer. Im daneben liegenden Hof, von der Küche aus zugänglich, befand sich der Brunnen.
  • Das südliche, sehr schmale, ebenfalls dreigeschossige Gebäude stand mit der Traufseite zum Markt. Es hatte ein Treppenhaus und diente Wohnzwecken. Oben lagen die Wohnräume, darunter die „Fürstenstube“ sowie die Schlafkammern. Im ersten Stock befand sich an der Nordwestseite ein Abtritt.

Den Aufgang zur Burg ermöglichte ein rechteckiger Turm mit einer Wendeltreppe, der im Burghof an den Felsen angebaut war. Er war     14 m hoch und trug ein Spitzdach.
Wegen des steilen Aufstiegs war die Versorgung der Höhenburg ein Problem. Folglich war es nicht nur eine Seltsamkeit, dass jeder, der zum ersten Mal zum Schloss emporstieg, ein Scheit Holz die  Wendeltreppe hinauftragen musste. So auch der Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg (1569 – 1619) und 1638 sogar der Fürstbischof Markward Schenk von Castell samt Gefolge.



Oben: Das Burgtor vom Marktplatz aus -  Mitte: Blick vom Burghof nach außen. Rechts: Blick von außen in den Burghof. Die beiden Hakensteine waren die Drehlager der Zugbrücke.

Der Torbau, der den Zugang zum Burghof bildete, ist ein tonnengewölbtes, in die Burgmauer integriertes sog. Kammertor, eines der wenigen vollständig erhaltenen Tore seiner Art  des 11. bis frühen 13. Jahrhunderts in Bayern.  Als Kammertor wird bei Burgen ein System aus mindestens zwei hintereinander angeordneten Toren bezeichnet. Jahr 1419 wurde es um zwei Geschoße oberhalb der ursprünglichen Wehrebene des 12. Jahrhunderts aufgestockt und um 1490 mit einem Vorbau versehen.

Bauliche Entwicklung

Vergleicht man die Zeichnung von Ruf mit dem Heidecker Fresko von 1418, so ergeben sich offensichtliche Ähnlichkeiten. Auf dem Fresko erhebt sich auf dem Felsen rechts der Bergfried, dessen Obergeschoss vorkragt; daneben steht der romanische Palas. Er ist durch eine hölzerne Galerie mit dem Treppenturm verbunden, der aus dem Hof emporragt. Beide Bauten zeigt auch die Zeichnung von Ruf. Am Fuß des Felsens öffnet sich der Bogen des Torturms, und vor die gebogene  Burgmauer legt sich als zusätzliche fortifikatorische Sicherung eine niedere Zwingermauer mit einem spitzbedeckten Eckturm.

Daraus ergibt sich, dass der Querbau auf der Ruf`´schen Zeichnung, der sich auf dem Felsen nach Südwesten mit der Traufseite zum Marktplatz erstreckt, erst in späterer Zeit (also nach 1418) errichtet wurde.

Einige weitere bildhafte Darstellungen der Dollnsteiner Burg finden sich auf alten Karten bzw. Landschaftsskizzen. Da sie im Stil von Miniaturen gezeichnet sind, zeigen sie kaum Details. Rückschlüsse auf das tatsächliche Aussehen der Burg lassen sich deshalb daraus nicht ziehen.

Wandel der Nutzung

Da die Höhenburg nach ihrer Erbauung der Wohnsitz der Burgherren war und das Gelände der vermuteten "alten" Vorburg durch die Errichtung Ortsbefestigung ('Ringmauer") in den Inneren Markt mit einbezogen wurde, wandelte sich auch die Nutzung der bisherigen  Kernburg zu Füßen des Felsens. Sie wurde zur „Vorburg“, diente teilweise als Wohnung für Bedienstete, als Speicher für Erntevorräte und als Unterstellmöglichkeit für landwirtschaftliche Geräte.

Verfall, Verkauf und Abbruch

Als im 30jährigen Krieg 1634 die Schweden Dollnstein eroberten und Teile des Marktes abbrannten, wurde auch die Burg in Mitleidenschaft gezogen, war von da an immer weniger bewohnt und begann allmählich zu verfallen. Zur Zeit der Säkularisation wohnten darin nur mehr der bischöfliche Jäger und der Torwart.

1803 fielen Teile des Hochstifts Eichstätt mit Dollnstein an den habsburgischen Großherzog  Ferdinand III. von Toskana. Wegen finanzieller Schwierigkeiten versteigerte dieser  im März 1805 „das ehemalige Pflegschloss sammt Zugehörungen“ in Dollnstein. Sieben Dollnsteiner Bürger erwarben das Burggelände und demolierten in der Folge die Höhenburg, um dessen Steine als Baumaterial zu verwenden oder gewinnbringend zu veräußern. Nur die ebenfalls auf die neuen Besitzer aufgeteilten Gebäude im Burghof waren als Wohnung  für ärmere Leute und als Scheunen von Nutzen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sie - mit Ausnahme des Teils neben dem Burgtor, der in den 60er Jahren einstürzte, erhalten blieben. Nach der grundlegenden Sanierung wird nun darin das "Altmühlzentrum Burg Dollnstein".

 

                                                                       Text: Bernhard Eder
                         Quellen: Mathias Hensch und Helmut Rischert


Bild links: Burgstallungen vor dem Einsturz des vorderen Teils (Aufnahme 1958)

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